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Hitze: Alle zieht’s ans Wasser oder: Störenfriede im Paradies

19 Aug

Boah, was für eine Hitze! Wie unter einer Käseglocke schwitzen die Deutschen dieser Tage: 30, 32, 34 Grad und mehr… wer will da schon noch nach Rimini oder an die Cote d‘ Azur? Aber Wasser, ja, Wasser darf schon sein! Und so kommt es, dass in diesem bemerkenswerten August 2012 jede Wasserfläche, die größer als 2,50 Quadratmeter ist, zum Badeparadies umfunktioniert wird.

Schwimmbad? Ja, bitte. Aber nur für die, die nicht schwimmen wollen. Denn in den gekachelten Outdoor-Becken sind dieser Tage nur noch Stehplätze erhältlich. Plärrende Kinder, genervte Muttis, pubertierende Jungs in langen Badeshorts, die vom Drei-Meter-Brett springen… Dazwischen gibt es Pommes rot-weiß und Eis am Stiel, ab und zu einen Bienenstich, der vom Bademeister verarztet wird, und natürlich Sonnenbrand.

Freier lebt es sich am Badesee. Kategorie 1 nennt sich „Strandbad“ und verfügt über Toiletten, Duschen, Kompressoren zum Aufpumpen der mitgebrachten Boote, Gummireifen und Luftmatratzen. Statt gekachelten Becken gibt es naturtrübes Wasser; außerhalb der „sicheren Zone“ ist tatsächlich auch Schwimmen möglich. Ansonsten jedoch gleicht das Strandbad dem Schwimmbad.
Und dann gibt es da noch die „wilden Gewässer“. Ein solches liegt bei der Autorin quasi vor der Haustür. Mit dem Fahrrad hundert Meter bergab, über die Straße und über ein paar Feldwege mit mächtigen Schlaglöchern geht es direkt ins Sommerparadies. Hier gibt es keine Pommesbude, kein Sprungbrett, kein Eis und keinen Bademeister. Statt dessen lockt eine Wiese – nein, mehr eine Uferböschung, an der in unregelmäßigen Abständen Kieswände, hohe Weidensträucher und Wildrosen wachsen und die zur Wasserseite hin mit Schilf gesäumt ist.

Statt Gummibooten gibt es hier echte Wasserfrösche in allen Größen. Seit April habe ich beobachtet, wie aus den reizenden kleinen, schwarzen Kaulquappen stattliche Frösche werden, und sobald man ans Ufer tritt, platscht die grüne Invasion zu Dutzenden vor einem ins Wasser. Während des mehr wechselhaften Frühsommers war der See eine echte Idylle. Kaum mehr als 20 Leute kamen an den See, der mit rund 300 mal 250 Metern eher ein größerer Weiher ist, brachten Badelaken und Bücher mit, schwammen hinaus ins klare Wasser, genossen die Ruhe und kehrten erholt wieder heim.

Doch jetzt, im August, ist auf einmal der Teufel los! Schon vor 10 Uhr morgens rauschen wahre Karawanen an Autos an. Aus Orten, die teils 80 Kilometer entfernt liegen, reisen Wassersüchtige an den kleinen Weiher, holpern über die Feldwege und durch tiefe Pfützen, fluchen, weil der Weg so schlecht ist, und parken direkt im Getreideacker. Eine Schranke hält sie wenigstens noch davon ab, mit dem Wagen bis ans Wasser zu fahren. Sonnenschirme, Kühlboxen, Stühle, Liegen, Dreibeingrill und Hund… alles muss mit! Mit einem Mal sind die Plätzchen am Gewässer voll, spielen fremde Menschen Pitt-Patt, jagen kläffende Hunde ins Wasser und setzen Häufchen auf die Wiese. Kinder treten in Bienen und plärren, Schlauchboote werden unbeholfen über den See gerudert, die zarten Seerosen abgerupft.

Und langsam macht sich Unbehagen breit. Klar, ein jeder will in das Idyll, und dieses hat sich langsam, aber sicher in immer weiteren Kreisen herumgesprochen. Doch was wird aus der Idylle, wenn sie überrollt wird? Wut kommt auf, wenn man morgens um 9 Uhr wie üblich mit dem Rad ans Wasser fährt und statt sattem Grün am Ufer braune Häufchen, leere Zigarettenschachteln, Reste eines wilden Feuers und Chipstüten nebst im Wasser treibenden Bierflaschen vorfindet. Ganz zu schweigen von dem gelben Müllsack, der zwischen dem Schilf treibt…

Liebe Leute, wenn Ihr schon alle ans Wasser und in die Idylle wollt: Nehmt doch um Himmels Willen bitte Euren Müll wieder mit! Was man herschleppt, kann man auch wieder mit nach Hause nehmen – ist das denn so schwer? Und wenn Ihr schon grillen müsst: Es gibt hübsche kleine Grillgeräte, die man nach dem Essensgenuss auskühlen und wieder einpacken kann. Wenn sich 100 Badegäste denken: Was macht schon meine Bananenschale/Flasche/Chipstüte aus, dann kommt schon ein richtiger Müllberg zustande, den andere wegräumen müssen. Zum Genuss gehört auch Verantwortung. Sonst könnt Ihr gerne gleich zu Hause bleiben und Euch unter der Dusche abkühlen.

Oder legt Euch doch einen Terrassenteich an. Auch da kann man die Füße reinhängen – und das Bier kühlen. Prost!

Zum Muttertag…

13 Mai

Schenkt mir bloß nichts zum Muttertag! Und vor allem keine Blumen… Diesen Warnschuss kriegen meine drei Männer (einer geheiratet, die beiden anderen selbst gemacht) jährlich vor den Bug. Ist doch wahr: Das ganze Jahr über darf sich frau mit dreckigen Socken in allerlei Ecken herumschlagen, sich über leere Bonbonpapiere und unaufgeräumte Zimmer ärgern und permanent um ein bisschen Mithilfe im Haushalt betteln.

Und dann, am Muttertag, soll alles eitel Sonnenschein sein? Praktischerweise schlägt der Nachwuchs-Erzeuger vor, „doch mal gemütlich Essen zu gehen“. Klar – das ganze Jahr über kocht Mama, und an ihrem Ehrentag bleibt der Herd dann aus und die Küche kalt. Schon praktisch, gell? Nö danke, nicht mit mir.  Einige Jahre lang habe ich mich pflichtschuldigst über im Kindergarten und in der Grundschule gebastelte Staubfänger gefreut, habe selbst gemalte, abstrakt anmutende bunte Gemälde aus Fingerfarben und Wachskreide stolz an die Wand geheftet und mich ordnungsgemäß umarmen lassen.

Dann folgte eine Phase, in der die Kinder erkannt hatten, dass Basteln Zeit und Geschenke Geld kosten und Mama sich sowieso mehr über ideelle Werte freut. Die Früh-Teenager stellten sich den Wecker und veranstalteten um 7 Uhr morgens einen Heidenradau in der Küche, unterbrochen nur von vorsichtigem Klopfen an der Schlafzimmertür: „Mama, wo finde ich das Kaffeepulver?“ – „Mama, wie lange müssen Eier kochen?“ Um 8 Uhr war die Bescherung angerichtet und die Eltern wurden prompt aus ihren Träumen gerissen – ade, langes Ausschlafen am Muttertag! Dafür war der Nachwuchs stolz auf den gedeckten Tisch und hatte einen Grund, sich anschließend vor dem Abräumen zu drücken…

An diesem Muttertag nun habe ich mir vorgenommen, einfach zu genießen. Keine Blumen, keine Geschenke, keine Hilfe. Frühstück habe ich selber gebastelt, nachdem ich ausnahmsweise mal bis halb zehn ausschlafen konnte. Anschließend wurden die Trikots der kompletten B-Jugend-Mannschaft gewaschen und in den Wind gehängt. Der Nachmittag gehört mir: Ab ins Freibad! Bei 14 Grad Außen- und 25 Grad Wassertemperatur macht das sogar noch dem Teenager-Sohn Spaß. Der Ältere gratuliert auf dem Weg von der Freundin zum Fußballspiel zu Mamas Ehrentag. Immerhin hat er Zeit, den Eisbecher zu vertilgen, den Muttern für jedes Familienmitglied zubereitet hat.

Während ich tief zufrieden im Schwimmbad meine 50-Meter-Bahnen ziehe und beim Kraulen die Sonne zwischen den Wolken hervorspitzt, fällt mein Blick auf meinen neben mir schwimmenden Sohn. Die Leidenschaft fürs Wasser hat er von mir geerbt. Eine Welle des Glücks schwappt über mich hinweg. Ich bin stolz – stolz darauf, zwei Kinder geboren und gemeinsam mit meinem Mann großgezogen zu haben. Zu sehen, wie beide glücklich sind und ihren Weg ins eigene Leben schaffen – das ist für heute mein schönstes Muttertagsgeschenk. Wer will da schon Blumen…

Bauer sucht Frau: Das große Wiedersehen oder: Als rosarotes Osterei geht es auf Brautschau

9 Apr

2012 – Ach wie schön, dass es „Bauer sucht Frau“ gibt. Denn hier kann der geneigte Zuschauer ganz einfach erfahren, welche Fehler man vermeiden sollte, wenn man sich eine Ehefrau angeln will. Oder wie man seine Unabhängigkeit bewahrt, wenn sich die Traumfrau als Alptraum herausstellen sollte. Ob indes der Tipp, als rosarotes Osterei auf Brautschau zu gehen, wirklich den gewünschten Effekt hat, sei dahingestellt.

Inge ist wieder da. Aber will sie überhaupt einer sehen? Nun ja, Friedrich gibt sich versöhnlich: Freunde seien sie jetzt, ach wie schön! Alles ist gut – Hauptsache, Inge geht am Abend wieder heim, statt Friedrich mit Sonderwünschen zu plagen. Uwe und Iris hingegen sind ein Herz und eine Seele. Fehlt nur der liebevoll aus einer Backmischung hergestellte Schokoladenkuchen, und das Glück ist perfekt.

Das gilt leider nicht für Horst & Babette: Die große Liebe. Doch der Alltag – *soifz* hielt dem Glück nicht stand. Oder umgekehrt. Was dem Bauern bleibt, ist ein pubertierendes Kalb namens Mimi. Wird die Doku-Soap zum Drama? Mit der messerscharfen Mistgabel nähert sich schweren Schrittes Bauer Horst dem arglos-entsetzt scheinenden Jung-Kuh-Mädchen. Dem schwant Böses: Will sich Horst an ihr für Babettes schnöden Abgang rächen??? Zum Glück tauchen die fidelen Kumpels von Horst noch im rechten Moment auf, um (unfreiwillig) Mimi zu retten. Dafür zappelt Horst nun an der Angel und muss Stilberatung über sich ergehen lassen. Die endet in der Umkleidekabine eines Herrenausstatters, und Horst endet in der Folge aufgrund des hell-fliederfarbenen Hemdes und des rosaroten Pullis, der schön eng über dem kapitalen Junggesellenbauch sitzt, als fulminantes pinkfarbenes Osterei. Wenn jetzt die Damenwelt nicht zubeißt, wann dann?

Zubeißen tut auch Bauer Thomas, der eigentlich Busfahrer ist, bei den Ladies aber leider noch nicht den richtigen Drive rausgefunden hat. Seine neueste Flamme kommt aus dem medizinischen Bereich, hat aber keine öden Abspeckkuren im Sinn – die weiß, was wahre Pfundskerle lieben: Kuchen! Und für den hat Süßzahn Thomas denn auch mehr verliebte Blicke übrig als für seine Holde, die ihn in der Folge mit Tanzschritten foltert. Na denn: Prost!

Das sympathischste Paar der vergangenen Staffel jedoch sind und bleiben wohl Philipp und Veit. Wahre Liebe gibt es halt nur unter Männern, oder wie war das gleich? 😉

DSDS 2012: In der dritten Live-Show fängt die Schlammschlacht an

17 Mär

Wir schreiben das Jahr 2012, und Deutschland sucht den Superstar geht in die neunte Runde. Anfangs dachten wir ja noch, dass es tatsächlich um Musik geht, und im Großen und Ganzen konnten die Kandidaten der ersten Shows auch tatsächlich noch singen. Mittlerweile jedoch wird das Konzept von Show zu Show mehr auf Doku-Soap-Charakter getrimmt.

Alexander Klaws, Ellie Erl, Tobias Regner oder Mark Medlock – die ersten Gewinner von DSDS konnte man durchaus als respektable Künstler bezeichnen, auch wenn der dauerhafte Erfolg ihnen nicht beschieden war. Zumindest hat es Klaws im Musical-Fach weit gebracht (ein Genre übrigens, das ihm ausgezeichnet steht), und Medlock konnte dank Bohlen mehrere Hit-Alben produzieren – nur schade, dass seine wunderbare Soul-Stimme hier nicht zur Geltung kam. Doch spätestens nach der Staffel 5 mit Thomas Godoj als Sieger veränderte sich das Format zusehends. Waren bis dato die Hintergrundgeschichten noch relativ zahm gehalten und die Provokationen hauptsächlich aus Richtung Jury-Pult von Dieter Bohlen zu erwarten, bedient sich das neue Konzept aus dem Leben vor und auch während der DSDS-Zeit. So wurde 2009 der Siegertitel vom erstplatzierten Daniel Schuhmacher zusammen mit seiner unterlegenen Konkurrentin Sarah Kreuz in inniger Harmonie intoniert – ein Sinnbild des Friedens und der Harmonie. 2010 war diese schnell vorüber; ein regelrechter Showdown zwischen dem späteren Gewinner Mehrzad Marashi und Menowin Fröhlich wurde ins Szene gesetzt. Und 2011… tja, da gewann Pietro Lombardi…

In diesem Jahr hat’s erwischt: Kristof (fühlt sich angegriffen, weil ein Mitkandidat homophobe Sprüche abgesetzt haben soll), Daniele (soll homophobe Sprüche abgesetzt haben), Hamed und Fabienne (sollen zum Liebespaar der Staffel gemacht werden) und Joey (wirr und chaotisch, wird von Bohlen seit der zweiten Live-Show stark kritisiert). Dann gibt’s noch „Die Stimme“ Vanessa, die „hübsche Blonde“ Fabienne, Hamed, der seine Mama wieder in die Arme schließen darf, und den „Bravo-Boy“ Luca sowie Jesse, der leider immer fast die gleichen Lieder singt.

Dass bei so vielen Side-Storys die Musik aus dem Fokus gerät, mag verständlich sein. Doch so langsam wird die Sache zudem langweilig. Jedes Jahr aufs Neue wälzen sich junge, schöne Menschen erst am Malediven-Strand, dann heulen sie, entweder aus Enttäuschung, weil sie rausgeflogen sind, oder aus Freude, weil sie weiterkommen. Anschließend Einzug in die Kandidaten-Villa, zunehmendes Konkurrenzdenken und ein paar Reibereien, die zu Dramen hochstilisiert werden. DSDS ist eben ein eigener Mikrokosmos für sich. Hoffentlich, denke ich oft, kommen die, die dabei waren, anschließend heil aus der Sache raus. Dieter Bohlen indes wird dies vermutlich relativ egal sein.

Königin der Straße

17 Mär

2012 – Man könnte mich die Königin der Straße nennen. Seit weiß Gott wie vielen Jahren habe ich keinen Unfall verursacht, obwohl ich viel mit dem Auto unterwegs bin. Okay, zugegeben: Mit 18, kurz nach dem Führerschein, hat’s zweimal gerumpelt. Rückwärts einparken lag mir damals halt nicht sonderlich (hat sich bis heute nicht geändert), und das zweite Mal musste ich dummerweise im Stop-and-Go niesen, was der Stoßstange meines Vordermanns nicht gut tat, denn das dem „HA“ folgende „TSCHIII“ lief konform mit einem Tritt aufs Gaspedal. Zum Glück war das noch mit dem Auto meiner Eltern, und da diese anschließend merkwürdigerweise ihre Karre gar nicht mehr so gern in Töchterchens Hand gaben, schaffte ich mir ein eigenes Vehikel an. Einen schönen, alten, eierdottergelben Ascona mit Sportschaltung und antiquiertem Soundsystem.

Ab da war es vorbei mit den blöden Blechschäden. Schon toll, oder? Von wegen „Frauen können nicht Autofahren“ und derlei dumme Sprüche. Doch meine sorgsam aufgebaute Fassade der perfekten Fahrerin bekommt Risse. Seit mein Sohn selbst unter die Führerschein-Bewerber gegangen ist, wird Theorie gepaukt. „Mama, hat die Straßenbahn generell Vorfahrt?“ Ööööh… wie war das doch gleich? „Wenn ich aus dem Schrittgeschwindigkeitsbereich rausfahre, gilt dann auch rechts vor links?“ Hmmm… ich würde sicherheitshalber doch lieber warten. Trotzdem: Das sind Einzelfälle, Fallstricke, doch immerhin hab ich meine Theorieprüfung anno Tobak mit null Fehlerpunkten geschafft! Nun hat der Junge keine Ankreuz-Übungsbögen mehr und auch kein Buch, aus dem er lernt. Nein, im Jahr 2012 bekommt die Generation 16 plus ein Smartphone-artiges Lernprogramm aufs Auge gedrückt, auf dem sie mit einem Plastikstäbchen rumdrücken dürfen.

Ich mach’s kurz. Ich wollte es wissen: Schaffe ich die Theorieprüfung immer noch fehlerfrei? Großzügig überlässt mir der Spross seinen Theorie-Trainer und stellt ihn auf „Probeprüfung“. Es ist wie bei „Wer wird Millionär“: Es kommen einfach die falschen Fragen. Der elektronische Prüfer rechnet, und ich überlege, ob ich wohl bestanden habe.

„Sie haben 18 Fehlerpunkte.“ Doof gelaufen. Mein Sohn lacht. Und ich fürchte, demnächst werde ich auf den Beifahrersitz verwiesen. Zumindest, bis der Sohn zum ersten Mal rückwärts einparken will…