Dieser Frühling ist ein gefühlter Winter – immer noch. Da ist die Versuchung, sich auf dem Sofa einzunisten und einen guten Film zu schauen, immer noch sehr groß. Nein, das soll keine Aufforderung sein, sich sportlichen Outdoor-Aktivitäten zu entziehen. Aber hiermit spreche ich definitiv die Empfehlung aus, sich den Film „Angel’s Share – ein Schluck für die Engel“ von Regisseur Ken Loach anzuschauen. Der ist brandneu auf DVD erhältlich und der absolute Geheimtipp für alle, die sich nicht mit Reifenquietschen und oberflächlich-platten Witzen auf der Mattscheibe zufrieden geben wollen, sondern Humor mit Tiefgang suchen, der auch die tragischen Seiten des Lebens nicht ausspart.
„Angel’s Share“ erzählt auf unnachahmlich britische Art und Weise die Geschichte von ein paar Außenseitern, schottischen Underdogs im rauen Glasgow. Der junge Robbie ist einer von ihnen. Klein, mager, im Gesicht von einer langen Narbe gezeichnet, ohne Schulabschluss, ohne familiären Halt rutscht er ab ins kriminelle Milieu. Der Film setzt mit Robbies Verurteilung zu 300 Stunden gemeinnütziger Arbeit ein – seine letzte Chance vor der Endstation Kittchen. Doch Robbie will raus aus der Einbahnstraße seines bisherigen Lebens. Seine Freundin erwartet ein Kind, ihr Vater und ihre Onkel jedoch wollen den jungen Nichtsnutz loswerden, der es ihrer Meinung nach im Leben zu nichts bringen wird.
Zum Glück jedoch gibt es Harry, Sozialarbeiter, Whisky-Liebhaber und zuständig für Robbie. Er kümmert sich um den Jungen und gibt ihm eine Perspektive – wenn auch nicht die, die er beabsichtigt hatte. Denn Robbie, der zum ersten Mal in seinem Leben Whisky trinkt, hat ein Näschen für die feine Spirituose und begleitet Harry in ein paar Destillerien, wo er sein Können unter Beweis stellen kann. Mit von der Partie sind einige weitere jugendliche Straftäter auf Bewährung, die Robbie bei der gemeinnützigen Arbeit kennengelernt hat, darunter Mo, die eine begabte Taschendiebin ist und gleich mal ein paar Probefläschen diverser Whiskys mitgehen lässt. So können die jungen Leute, zurück in Glasgow, ihre Begabung testen. Naja, zumindest Robbie hat eine Begabung, und an dieser Stelle folgt eine eklige und zugleich eine der witzigsten Stellen des Films.
Als Robbie aus der Zeitung erfährt, dass in den schottischen Highlands ein Fass des teuersten Whiskys der Welt versteigert werden soll, entwirft er einen Plan, der ihn und seine Freunde in Schottenröcken mitten ins Herz der Destillerie und in ein spannendes, bei weitem nicht legales Abenteuer führt, das ihm, seiner Freundin Leonie und seinem kleinen Sohn Luke ein Leben weitab von Kriminalität und Armut sichern soll. Die vier Freunde auf ihrem Weg zu begleiten, ist ein Vergnügen – und spannend obendrein. Wird Robbie es schaffen, seine kriminelle Vergangenheit hinter sich zu lassen? Und was hat der „Schluck für die Engel“ damit zu tun, jener Anteil des Whiskys, der während der Reifezeit auf merkwürdige Art und Weise verdunstet? Findet es selbst heraus – der Film lohnt sich definitiv, nicht zuletzt auch aufgrund der Musik, darunter auch der Kulthit „500 Miles“ von The Proclaimers.
(bb)
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