Archiv | Mai, 2019

In George Ezras Wohnzimmer

25 Mai

 

20190522_2121572019 – George Ezra hat sich in den letzten fünf Jahren in München quasi hochgearbeitet, von der Theaterfabrik (2014) über die Tonhalle (2018) bis zur größten Halle Münchens, der Olympiahalle. Damit so eine Show im riesigen, bis fast auf den letzten Platz gefüllten Oval auch wirkt, sind ein paar mehr technische und optische Finessen nötig – so auch für die aktuelle „Staying at Tamara’s“-Tour. George Ezra hat die Bühne in der Halle kurzerhand in ein gemütliches englisches Wohnzimmer – oder aufgrund der Dimensionen vielleicht eher in einen Ballsaal auf einem englischen Landgut verwandelt. Tolle optische Effekte liefen über die drei riesigen Bogenfenster in der Bühnenmitte, die Plätze der Musiker zierten nostalgische Stehlampen, ein Grammophon kratzte über alte Scheiben und von der Decke schwebten einmal große antike Lampenschirme, ein anderes Mal tanzten Lampions in unterschiedlichen Farben und Höhen über den Köpfen der Arenazuschauer. Rechts und links gab es eine Leinwand, so dass auch die Besucher auf den weiter entfernten Tribünenrängen George mal ins Gesicht sehen konnten.

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Vielleicht durch das nostalgische Bühnenbild angeregt, herrschte in der Halle eine ganz eigene Atmosphäre. Die Leute waren zwar gewohnt mitsingfreudig und spendeten tosenden Applaus, aber unmittelbar danach war es dann plötzlich fast andächtig still, bis George das nächste Lied ansagte oder anspielte. Auch dieses Mal hat George Ezra in seinem besten Englisch durch den Abend moderiert und teilweise ziemlich lange geplaudert.

Musikalisch bewegte er sich zwischen Barcelona und Budapest mit allen bekannten und vielleicht weniger bekannten Songs auf gewohnt hohem Niveau. Das Konzert also eine wahre Augen- und Ohrenfreude! (ima)

 

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Bella Italia trifft Bella Germania

24 Mai

2019 – Erschienen ist das Buch „Bella Germania“ zwar schon im Juli 2017, aber gelesen habe ich es erst kürzlich und bin begeistert. Vielleicht liegt es daran, dass ich sowieso ein Faible für Italien habe und der Drehbuchautor Daniel Speck die italienisch-deutsche Familiengeschichte zwischen Mailand, Malfa (Salina/Sizilien) und München angesiedelt hat. Interessant und kurzweilig erlebt man ein Stück Zeitgeschichte von den 50er-Jahren bis heute. Drei Generationen versuchen Liebe, Glück und Erfolg zu finden zwischen alten italienischen Traditionen, dem deutschen Wirtschaftswunder mit den Gastarbeitern, der Studentenbewegung in den 60er-Jahren und dem linksextremen Terror in den 70ern. Wer – wie ich – in dieser Zeit aufgewachsen ist, wird sich an vieles erinnern.

»Daniel Speck nimmt uns mit auf eine lange Reise durch Italien und Deutschland. Und nach wenigen Seiten will man nicht mehr aussteigen.« Jan Weiler

Genau so ist es, spannend, unterhaltsam und man will unbedingt wissen, ob und wie sich die Familienverhältnisse finden und auflösen. (ima)

Übrigens, das Münchner Kirchenradio hat ein ganz tolles, informatives Gespräch mit dem Autor Daniel Speck gefühhrt. Hier geht’s zur Audio-Datei…

 

„Game of Thrones“, Staffel 8: Bitte zurücklehnen und entspannen!

15 Mai

ACHTUNG! SPOILER!
Text enthält Inhalte der Staffel 8 von „Game of Thrones“!

2019 – Die Kultserie „Game of Thrones“ steht kurz vor der finalen Staffel, und die Fanschaft scheint durchzudrehen. „Schlechteste Staffel aller Zeiten“ hört man, „mieser Plot“ oder „unglaubwürdig, unrealistisch“.

Äääh… Moment… Wir reden über eine Fantasy-Serie! Die muss doch wohl nicht immer glaubwürdig sein? Schließlich gibt es Drachen, Schattenwölfe, Gesichtslose und Wiedererweckte. Und da regen sich die Fans tatsächlich darüber auf, dass die Truppenverlagerungen von Nord nach Süd etwas schneller vonstatten gehen als in früheren Staffeln – geschenkt!

Und dann: Enttäuschung über das „Endgame“ mit dem Nachtkönig. Enttäuschung über die Charakterentwicklung einiger Darsteller. Enttäuschung über dies, über das und überhaupt über alles und jeden.

Ganz ehrlich: Diese Staffel scheitert an den Ansprüchen, die die Fans an sie hatten. Denn die Seriengucker hatten immerhin rund zwei Jahre Zeit, um sich selbst das „perfekte Ende“ auszumalen. Wie, bitteschön, sollen es die Drehbuchschreiber schaffen, das unter einen Hut zu kriegen? Da ist die grob vorgegebene Storyline durch den „Erfinder“ des GoT-Universums, George R.R. Martin. Die dürfte – zumindest für die Hauptcharaktere – eine feste Linie vorgeben. Dann der Anspruch der Fans, die sich natürlich schon längst auf einen bestimmten „König“ oder eine „Königin“ (oder die Kombination aus beidem) versteift hatten – und dennoch überrascht werden wollen.

Da fragt man sich: Ja, wie denn? Kann doch nicht funktionieren! Auch ich finde viele Handlungsstränge nicht unbedingt so hip, wie ich mir erhofft hatte. Hätte mir spritzigere Dialoge gewünscht und so manche Figur besser ausgebaut (Saubermann Jon Schnee alias Aegon Targaryen zum Beispiel ist zum pseudobetroffenen Kriegsbeobachter mit Tanten-Trauma verkommen, der allenfalls drei Sätze am Stück sagen darf, ohne wirklich eine Meinung dabei zu äußern; die Wandlung der Drachenkönigin von „Sprengerin der Ketten“ zur übergeschnappten Killer-Queen wurde zwar seit Staffel 7 angedeutet, hätte aber deutlicher ausgearbeitet werden sollen; die Rück-Verwandlung Jamie Lennisters in den tumben, Cersei hörigen Arrogantling war nicht gerade nachvollziehbar).

Trotzdem: Leute, legt die Ansprüche beiseite. Ganz ehrlich: Langweilig war diese Serie in allen acht Staffeln keine einzige Minute lang. Die beiden großen Schlachten waren (wenn auch strategisch haarsträubend aufgestellt) ganz großes Kino. Es gibt wunderbare Making Ofs, die einen Einblick geben in die Welt der Produktion und verdeutlichen, was für eine Arbeit und Kreativität hinter alldem stecken. Die Serie ist einfach gut und hat Maßstäbe gesetzt im Genre Fantasy-Verfilmung, die vorerst vermutlich nicht getoppt werden können.

Also, bitte: Lehnt Euch zurück, entspannt und genießt einfach die Show. Lasst Euch überraschen, wie’s ausgehen wird. Denn nach Folge fünf ist klar: Alles ist offen… (bb)

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