Archiv | März, 2015

Die schönste Art, sein Herz zu verlieren

25 Mär
Bild: Dummy_Sanchez-209.jpg

(c) Thiele Verlag

Unsere Buchexpertin Susanne hat für Euch das Buch „Die schönste Art, sein Herz zu verlieren“ von Mamen Sánchez gelesen und stellt es euch hier vor:

Die spanische Kulturzeitschrift „Librarte“ soll neben Beiträgen aus der spanischen Kunstszene vor allem hymnische Besprechungen auf die Veröffentlichungen des Verlages „Craftsman & Co.“ publizieren. Allein zu diesem Zweck hat Marlow Craftsman, Inhaber des englischen Traditionshauses, das kleine Redaktionsbüro in Madrid eröffnet und die Literaturwissenschaftlerin Berta als zuverlässige Chefredakteurin eingestellt. Doch die Dinge laufen ganz und gar nicht nach Wunsch, und weil der mächtige Patriarch mit dem Heft keine weiteren Verluste einfahren will, beschließt er, die Herausgabe umgehend einzustellen. Er schickt seinen Sohn Atticus nach Madrid, um diese leidige Angelegenheit abzuwickeln und die fünf Mitarbeiterinnen, möglichst ohne Abfindung, zu entlassen.

Berta ist am Boden zerstört und fassungslos. Sie und ihre vier Kolleginnen Asunción, Maria, Gabriela und Soléa stecken seit fünf Jahren nicht nur all ihr fachliches Können und ihr Herzblut in diese Zeitschrift, sondern haben auch immer korrekt und, wie sie glauben, wirtschaftlich gearbeitet. Die fünf Frauen sind dabei zu echten Freundinnen geworden, für die die Redaktion ihr zweites Zuhause bedeutet, und sie sind nicht bereit, diesen Verlust und ihren drohenden finanziellen Ruin widerstandslos hinzunehmen. Also muss der Erbe des Medien-Tycoons unbedingt vom Wert ihrer Arbeit überzeugt werden, damit er seinen Vater umstimmen kann. Mit einem Trick lockt die attraktive Soléa den unbedarften, leichtgläubigen und freundlichen Atticus in ihre Heimatstadt Granada, wo er ihr, ihrer temperamentvollen Familie und dem Zauber der andalusischen Gitarrenkunst mit Haut und Haaren verfällt und bald keinerlei Drang mehr verspürt, in sein altes Leben zurückzukehren.

Erst kurz vor Weihnachten fällt seinen Eltern auf, wie lange sie nichts mehr von ihrem zweitältesten Sohn gehört haben und sie beginnen sich wegen seines spurlosen Verschwindens Sorgen zu machen. Marlow und Moira Craftsman, Prototypen des englisch-aristokratischen Snobs, reisen in die spanische Hauptstadt und schalten Inspektor Alonso Jandalillo ein. Leider hat der kauzige Madrider Polizist, der sich nach seinem Vorbild Don Quixote kurz und knackig „Manchego“ nennen lässt, die unselige Gabe, jeden Sachverhalt total zu verkomplizieren und jedes Indiz gründlich misszudeuten, was seiner Jugendfreundin Berta und ihrem Team wiederum sehr gelegen kommt.

Dass zu guter Letzt‘ doch noch ein wirklicher Betrug aufgeklärt und ein gefährlicher Schurke dingfest gemacht werden kann, ist der perfekten Zusammenarbeit der klugen Chefredakteurin Berta und dem furcht- und oft kopflosen Manchego zu verdanken.

Mamen Sánchez ist ein amüsant-amouröser Roman gelungen, in dem unterkühlte Briten auf feurige Spanier treffen. Natürlich resultieren daraus zwangsläufig einige Klischees, die jedoch das Lesevergnügen in keiner Weise trüben.

Auf dem beigefügten Lesezeichen warnt der Verlag: „Vorsicht! Dieser Roman könnte sich sehr negativ auf Ihre pessimistische Lebenseinstellung auswirken, zu plötzlichen Lachattacken führen und süchtig machen. Achten Sie auf Ihr Herz: Sie könnten den akuten Drang verspüren, sich zu verlieben. Und zu leben!“

Verführerischer kann man ein Buch kaum anpreisen, und auch ich wünsche ein frühlingsleichtes Lesevergnügen und empfehle dringend, während der Lektüre sowohl spanischen Rotwein als auch englischen Earl-Grey-Tee im Haus zu haben. Über das Eintreten der möglichen Nebenwirkungen hülle ich mich allerdings in Schweigen. (sst)

Thiele-Verlag 2015, ISBN 978-3-85179-287-4, 20 €

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