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Zwischen Sand und Meer: Ägyptens Süden ist mehr als eine Reise wert

24 Sept

Flughafen Marsa Alam, mitten in der Wüste. Dreieinhalbtausend Kilometer vom Flughafen Stuttgart entfernt sitzen wir im Minibus unseres Reiseveranstalters und warten darauf, dass es Richtung Hotel geht. Unser Fahrer wuchtet einen nach dem anderen der schweren Koffer durchs hintere Seitenfenster in den Fond des Fahrzeugs, stapelt höher und höher – bis das letzte Touristenpärchen einsteigt und sich beunruhigt umdreht. „Wenn der bremsen muss, haben wir die Koffer im Kreuz“, mault sie. Unser ägyptischer Reiseleiter hört’s, es folgt ein längeres Palaver mit dem Fahrer auf Arabisch. Das Ende der Geschichte: Missmutig lädt Letztgenannter die Koffer einen nach dem anderen wieder durchs Seitenfenster aus und packt die Reisetaschen auf die Dachreling. Das dauert, der Schweiß läuft uns trotz Klimaanlage in Strömen über die Stirn. Was soll’s – wir haben Urlaub, wir haben Zeit. Willkommen in Ägypten!

stegZur Rechten Sand, so weit das Auge reicht, zur Linken tiefblaues Wasser, das in mehreren Schattierungen leuchtet – mehr ist da nicht im Gebiet südlich des Flughafens von Marsa Alam. In der Ferne erheben sich Sandberge, dann und wann passieren wir ein Hotel an der Küste oder eine von Staub und Sand bedeckte kleine Siedlung. Das südliche Ägypten wurde erst nach der Jahrtausendwende vom Tourismus wachgeküsst, als ein kuweitischer Scheich in den Bau des Flughafens rund 50 Kilometer südlich des Fischerdorfs Marsa Alam investierte und wenige Kilometer daneben die Kunststadt Port Ghalib erschuf, mit Kanälen, an denen Platz für tausend Tauch- und Ausflugsboote ist.

Es folgte ein Bauboom ohnegleichen, dutzendweise entstanden große Hotelbauten rund um Marsa Alam entlang der Küste – doch die meisten von ihnen endeten als Bauruinen, die dem Wüstenwind trotzend fensterlos ihr Dasein fristen. Ihren Erbauern ging entweder das Geld aus – oder sie gehören kuweitischen Investoren, die nach der Revolution 2011 und den nachfolgenden politischen Unruhen lieber die Finger von weiterem finanziellen Einsatz ließen. Die Lage auf der arabischen Halbinsel bleibt instabil, doch während die Touristen den Pyramiden und dem Tal der Könige weitgehend den Rücken gekehrt haben, können sich die etablierten Hotels an der Küste halten.

riff4Der Hauptgrund dafür liegt unter Wasser. Hier im Süden, kurz vor der Grenze zum Sudan, ist die Welt unter der Oberfläche noch weitgehend in Ordnung. Schroff zum Meeresboden abfallende Saumriffe beherbergen zahlreiche Korallenarten, zwischen denen sich bunte Doktorfische, Muränen und gelegentlich auch mal ein kleiner Riffhai tummeln. Manche Bucht beherbergt ein Dugong, also eine Seekuh, und die zur Touristenattraktion Sataya verkommene Bucht hat fast schon eine Delfingarantie vorzuweisen. Das südliche Ägypten – ein Traum für Taucher, Schnorchler und Strandläufer.

hotelUnser Hotel, das Gorgonia Beach, liegt irgendwo „am Arsch der Welt“, wie es unser Reiseführer dezent ausdrückt, nicht ohne zu beteuern: „Aber es ist ein sehr schöner Arsch.“ Da hat er Recht. Die übersichtliche, zweigeschossige Anlage ist eine kleine Oase in der Wüste mit klimatisiertem Empfangsbereich, Gartenanlage und großem Pool. Die Zimmer sind riesig, der Weg zum Strand kurz. Doch wer braucht schon den Strand – wichtiger ist der rund 150 Meter lange Holzsteg, der zur Riffkante führt. Über zwei Leitern oder einen beherzten Sprung aus zwei Metern Höhe geht es ins warme Wasser – Mitte September sind die Temperaturen mit rund 28 Grad fast schon auf Badewannen-Niveau. Unter der Oberfläche warten schon erwähnte Korallenbänke am Saumriff und große Korallenblöcke auf den menschlichen Besucher, tummeln sich kleine und größere Fische, gelegentlich auch ein Oktopus oder ein Blaupunktrochen im klaren Blau.

hotelstrandDraußen am Strand kann man über die Grenzen der Anlage hinausflanieren. Alle hundert Meter trifft man auf einen improvisierten Unterstand im Sand. Dort bieten Beduinen Schmuck an: Armbänder mit Kunststoffperlen, Plastikblümchen oder aus Holzelementen sowie Halsketten halten sie feil; wer möchte, kann sich eins nach Wunsch anfertigen lassen. Für ein paar Euro erhält man die Arbeit einer Dreiviertelstunde, ein Lächeln und eine Menge zusätzliche Kettchen dazu geschenkt. Unter den Verkäufern sind auch drei kleine Mädchen, die älteste vielleicht elf, die jüngeren unter acht Jahre alt. „Die Schule beginnt erst im Oktober“, sagen sie – doch welche Schule? Die nächste ist in Marsa Alam, 50 Kilometer entfernt. Das erzählt uns Sonia, die Masseurin aus Kairo, die täglich am Strand entlanggeht und versucht, Kunden anzulocken. Nein, ich will keine Massage, doch Sonia gibt trotzdem eine Kostprobe ihrer Kunst. Mein Nein akzeptiert sie dann doch und erzählt aus ihrem Leben, von ihrem Mann, der acht Jahre in Italien gelebt hat und ihre Berufstätigkeit akzeptiert, von ihrem kleinen Sohn, zu dem sie täglich die 50 Kilometer nach Marsa Alam heimfährt, davon, dass ihre Verwandten in Kairo mit einem Bruchteil des Geldes klarkommen müssen, das sie im Hotel-Spa verdient. „Da gibt es dann halt nur Fladenbrot und Bohnen zu essen“, sagt sie – kein Leben, das sie führen will.

Wem das Riff des Gorgonia nicht genug bietet – und es bietet viel für Schnorchler und Taucher gleichermaßen – der kann an der Tauchbasis Ausflüge buchen. So fahren wir nach Marsa Egla („Marsa“ bedeutet Bucht). Dort gibt es angeblich ein Dugong, eine Seekuh. Die Ausflügler teilen sich in Schnorchler und Taucher auf und machen sich auf der Seegraswiese im Wasser auf die Suche nach dem großen grauen Tier. Die Taucher gehen leer aus, die Schnorchler haben Glück: Die gutmütig dreinschauende Seekuh schwebt schon nach kurzer Zeit vor ihnen her, scheint milde zu lächeln beim Anblick der Touristen.

Zurück an Land, erwartet uns ein ungewohnter Anblick. Eine ägyptische Familie hat sich neben unserem Lager am Strand niedergelassen. Zahlreiche Kinder und Jugendliche planschen ausgelassen im seichten Wasser; die Mädchen unter ihnen tragen volle Bekleidung – Jeans, Sweatshirt, Kopftuch. Der Spaß ist groß, der Lärmpegel auch. Drei Frauen machen es sich im Sand auf Klappstühlen bequem, die älteste unter ihnen stellt den Stuhl und ihre vom langen Gewand bedeckten Füße direkt ins Wasser. Dort beobachtet sie zufrieden das Treiben im Wasser, über ihrem Kopf einen weißen Sonnenschirm haltend zum Schutz gegen die Hitze.

Ein weiterer Ausflug führt uns zum Wrack der Abu Ghusun. Der Frachter sank in den 80er-Jahren am Rand einer malerischen Bucht; mittlerweile haben Korallen auf seinen Überresten gesiedelt und einen neuen Lebensraum für die Fische geschaffen. Gespenstisch erscheinen die Umrisse des aus 18 Meter Tiefe aufragenden Schiffs-Torsos beim Näherkommen durch die Taucherbrille; das Schiff scheint zu singen, zu klagen im Wogen des Meeres.

Zurück im Hotel. Wer genug vom Entspannen im Liegestuhl am Pool oder am Strand hat, kann zur Abwechslung auch eins der Korallenbecken des Innenriffs aufsuchen. Dort ist das Wasser zwar ein bisschen trübe, doch auf dem hellen Sandboden kann man erstaunliche Entdeckungen machen. Mit etwas Glück lassen sich die Schildkröten blicken, Gitarrenrochen ziehen elegant ihres Wegs, und neben dem riesigen Stachelrochen lässt sich in gebührlichem Abstand eine schwarze Muräne im Sand nieder. Nur einer lässt sich nicht blicken: Der große alte Barrakuda, der im größeren der beiden natürlichen Becken leben soll. Egal – vielleicht klappt es ja beim nächsten Besuch. Denn das südliche Ägypten ist definitiv mehr als eine Reise wert. (bb)

Walhai und Cenotenzauber – Urlaub auf Yukatan

15 Okt

Einmal Karibik bitte. Aber wohin? Kuba? Zu teuer für den Familienetat. Jamaika? Nicht fischreich genug für den tauchenden Nachwuchs. Dominikanische Republik? Och nööö… da fährt ja jeder zweite hin. Nach langer Suche in Katalogen und im Internet steht das Reiseziel schließlich fest: Mexiko soll’s werden, und dort die Halbinsel Yukatan. Ein Überraschungspaket, das wir erst gar nicht auf dem Plan hatten – und das unsere Erwartungen noch übertraf.

Rush-Hour in Cancun. Unser Kleinbus hält an der Ampel auf der mittleren Spur; links stehen zwei Autos. Die Fahrerin des vorderen Fahrzeugs schwingt theatralisch die Hände durch die Luft, der Lenker des hinteren Wagens zuckt mit den Schultern. Offenbar hat er den fahrbaren Untersatz vor ihm unsanft touchiert; die Stoßstange ist zerkratzt. Unser Guide Alex beugt sich zum Fenster und ruft: „Frau, das ist doch nix! Steig ein und fahr‘ weiter!“ In Deutschland, tönen wir Urlauber von den hinteren Sitzen, wäre das ein Schaden von 5000 Euro. Alex lacht. „Ja, klar, in Deutschland gibt es ja auch eine Hundesteuer. Eine Hundesteuer!“ Er muss es wissen, er hat eine Zeitlang in Deutschland gelebt. Prompt übersetzt er den Sachverhalt für unseren mexikanischen Fahrer. Der kriegt sich nicht mehr vor Lachen. Willkommen in Mexiko.

Klotzen statt kleckern

Yukatan ist eine Halbinsel, die mitten in den Atlantischen Ozean hineinragt. Links von der Insel nennt er sich „Golf von Mexiko“, rechts davon „Karibik“. Da wollen wir hin – auf zu türkisfarbenem Wasser und puderzuckerweißem Strand. Eine schnurgerade vierspurige Straße führt von Cancun südwärts bis zur Grenze nach Belize, zur Linken liegt hinter dichtem Dschungel das Meer, zur Rechten ebenfalls dichter Dschungel, Ortschaften und dann und wann ein Schild, das auf eine Cenote hinweist. Cenoten sind… ach, was soll’s – das kommt später… Zunächst staunen wir ob der pompösen Eingangsbereiche der Hotels, die am Straßenrand auf die Unterkünfte hinweisen. Die Anlagen sind riesig, fressen sich südwärts von Cancun am Strand entlang immer weiter ins saftige Grün. 1000 Zimmer pro Komplex sind keine Seltenheit; von der Hauptstraße aus geht die Fahrt ein paar Minuten Richtung Meer bis zu den riesigen Empfangsgebäuden der Touristenunterkünfte. Hier wird nicht gekleckert, hier wird geklotzt!

Natur pur im Hotel

Gerne hätte ich jetzt geschrieben, dass wir in einem der wunderschönen, kunterbunten mexikanischen Aussteiger-Hotels untergekommen sind. In Wahrheit jedoch hat die Pauschalreise im 1500-Betten-Komplex gewonnen, weil sie einfach billiger war. Für drei Personen immer noch teuer, aber wenigstens erschwinglich. Das „Grand Sirenis“ liegt zwischen dem Touristenort Playa del Carmen und der bekannten Maya-Ruinen-Stadt Tulum rund eineinhalb Stunden von Cancun entfernt – weit genug, um den Trubel der Großstadt hinter sich zu lassen. Der Komplex ist riesig, erstreckt sich auf mehrere Gebäude, von denen jedoch keines höher als drei Stockwerke ist. So will es das Gesetz, und das ist gut so. Zwischen den Gebäuden verteilen sich Lobby, diverse Spezialitätenrestaurants, Pools und Dschungel.

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Allgegenwärtig: Exotische Vögel, die noch viel exotischere Geräusche von sich geben (eine süddeutsche Saatkrähe hört sich edel dagegen an) und noch viel, viel exotischere Echsen, die überall im Gebüsch, auf den Bäumen und auch des öfteren mitten auf dem Weg herumliegen. So mancher Tourist füttert sie mit Bananen, was man nicht tun soll – es bringt meist nichts Gutes, wenn der Mensch ein Wildtier von sich abhängig macht. Noch lieber als die Echsen füttern die Touristen die säugende Waschbärin, die genau wie der drollige Nasenbär um den Poolbereich strolcht und auch gerne mal einen Blick in die Badetasche des Besuchers wirft – könnte ja was Essbares drin sein. Scheu hingegen sind die Aguris, große, sanfte Nagetiere, die dann und wann am Dschungelrand auftauchen. Natur pur – das macht Freude!

All inclusive lullt ein

Die Pools haben rund 35 Grad, die Luft auch. Vielleicht bringt das Meer ein wenig Abkühlung an einem heißen Juni-Tag? Okay – rund 30 Grad, da fröstelt’s einen ja fast schon, haha… Der Puderzuckerstrand ist da, unterbrochen von steinigem Untergrund und Felsformationen. Es gibt schattige Liegen (schnell belegt), sonnige Liegen (immer ein Plätzchen frei) und Hängematten (können zum Glück nicht belegt werden) – jeder findet einen bequemen Ort zum Dösen, und ständig flaniert die freundliche Bedienung vorbei und fragt, was man trinken will. All inclusive lullt ein, doch dafür sind wir nicht hergekommen.

Karibik unter Wasser

Wie sieht die Karibik unter Wasser aus? Das ist die große Frage, die wir uns stellen. Tauchermaske an, Schnorchel dran – ab ins Wasser. Verglichen mit dem Roten Meer ist die Mexikanische Karibikküste unter der Oberfläche zunächst relativ unspektakulär. Wo Ägypten mit der ganzen Farbpalette in Rot, Blau, Gelb und Grün aufwarten kann, wo die Fische sich gegenseitig fast die Vorfahrt und den Besucher in die Mitte nehmen, tummeln sich hier nur vereinzelt ein paar Exemplare über relativ farblosen Riff-Formationen. Die Hurrikane der vergangenen Jahre und die zeitweise Überfischung der Riffe fordern ihren Preis. Doch Mexiko hat gelernt: Vor Cancun zum Beispiel wird mit dem „Unterwasser-Museum“ in Form von menschlichen Skulpturen, Autos und sogar Regalen den Korallen neuer Lebensraum zum Besiedeln geboten; Teile des Meeres wurden zum Schutzgebiet erklärt wie das Palancar-Riff bei der Insel Cozumel. Von der sind wir jedoch ein Stückchen entfernt.

Dennoch: Einer der ersten Wege führt zur lokalen Tauchbasis, die wie der Realität gewordene Karibiktraum auf den Felsen und unter Kokospalmen über dem Meer thront. Tauchen in der Karibik ist einfach – Formular ausfüllen, Brevet-Nummer angeben und los geht’s. Zwei Tauchgänge zur Wahl: Shallow oder Deep Dive. Wir nehmen den flachen Tauchgang und finden uns nach kurzer Bootsfahrt in 14 Meter Tiefe über Korallenblöcken und Felsformationen schwebend am Grund der Karibik wieder. Eine leichte Strömung herrscht hier; ein Barrakuda mittlerer Größe beäugt uns mit geringem Interesse. Alles in allem ganz nett, aber nichts Spektakuläres.

Auf Tuchfühlung mit dem Walhai

Spektakulär wird es ein paar Tage später auf dem offenen Meer westlich von Cancun und der vorgelagerten Isla Mujeres, der Insel der Frauen. Mit einem schnellen Boot flitzen wir ins tiefe Blau, auf der Suche nach den größten Fischen der Welt, den Walhaien. Eingangs erwähnter Alex ist unser Guide – er stammt aus Mexiko-City, hat in jungen Jahren einen mehrjährigen Trip durch Europa unternommen und eine Zeitlang in Deutschland gearbeitet. Doch die Winter waren zu kalt, und so packte er seinen Rucksack und flog zurück nach Mexiko – allerdings nach Yukatan, das wohl das Sahnestückchen des Landes sein dürfte. Unsere Truppe an Bord ist international: Neben Alex und der einheimischen Besatzung, uns drei Deutschen und Schotte Jim sind noch ein französisches und ein italienisches Pärchen mit an Bord.

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In der Ferne springt ein Manta; an der Oberfläche schaukeln ein paar Schildkröten im tiefen Gewässer. Unser Käpt’n verringert die Fahrt, und vor uns tauchen weitere Boote auf, die einen Kreis um große, aus dem Wasser ragende Flossen bilden: Wir haben die Walhaie gefunden. Die sanften Riesen der Meere versammeln sich jeden Sommer hier vor Yukatan im planktonreichen Gewässer, denn die Kleintiere sind die Leibspeise der ungefährlichen Fische. In Zweiergruppen springen wir zusammen mit dem Guide ins Wasser, um mit den Haien zu schwimmen. Die Großen sind mehr als zehn Meter lang; näher als zwei Meter darf man ihnen nicht kommen, zu ihrem und zu unserem Schutz, denn die Schwanzflosse kann einen dann doch umhauen. Viel zu kurz sind die Begegnungen mit den Riesen: Wir springen, wir schwimmen, genießen den Augenblick, wenn man kurz neben dem gigantischen Tier seine Bahn zieht – dann sind sie wieder weg… Dreimal darf jeder ins Wasser, mit drei verschiedenen Haien schwimmen wir. Einer hat zwei „Anhalter-Fische“ auf seiner Seitenflosse mitgenommen. Ein Hai schwimmt direkt auf mich zu – ein Maul wie der Kühlergrill eines Autos. Erstaunlicherweise empfindet niemand Unbehagen bei diesem Anblick; wir sind allzu fasziniert.

Traumstrand und mexikanisches Bier 

Dann ist es vorbei, wir fahren zurück und machen Halt vor der Isla Mujeres, wo zunächst an einem Riff geschnorchelt und dann an einem Traumstrand Halt gemacht wird. Wir hüpfen über die Reling des Bootes ins brusttiefe Wasser. Alex reicht uns ein kühles mexikanisches Bier – „Sol, das beste“ -, und wieder genießen wir den Augenblick. Mexiko ist schön, Yukatan ist schöner, hier vor der Isla Mujeres ist es am schönsten…

Tulum – Maya-Schönheit am Meer

Doch halt – genauso schön, wenn auch auf eine andere Art, ist es bei den präkolumbianischen Maya-Stätten wie Tulum. Auch die Maya wussten eben schon, wo’s am besten ist. Der mitgereiste Teenager-Sohn zieht erstmal einen Flunsch – warum soll man sich eigentlich Steinruinen anschauen, wenn es brütend heiß ist und das türkisfarbene Wasser unerbittlich lockt? Nein, junger Mann – ein bisschen Kultur muss eben auch sein. So trödeln wir in der Hitze durchs historische Gelände und betrachten – die einen mehr, die anderen weniger fasziniert – kleinere und größere Maya-Bauten, Ornamente, Steinfiguren, bewundern die Wasserversorgung des indianischen Volkes und fotografieren das alles und natürlich auch die Leguane, die wie Wächter aus längst vergangenen Zeiten über den Tempeln in die Ferne starren.

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Zum Glück liegt Tulum am Wasser, und bald schon entdeckt der Filius einen menschenleeren Strand, in aller Karibikschönheit mit Puderzuckersand und sanften Wellen, die an Land rollen. Eine Absperrung macht seine Bade-Träume jedoch zunichte: Hier legen Schildkröten ihre Eier, und der Naturschutz hat Vorrang. Verständlich. Immerhin: Wo ein Strand ist, gibt es sicher noch einen anderen, und kurz darauf entdecken wir eine Badegelegenheit, die über eine Holztreppe zu erreichen ist und mit beträchtlicher Brandung aufwarten kann. Die Tempel machen Pause, wir geben uns den Wellen hin…

Cenoten-Zauber

Noch mehr Badevergnügen warten jedoch im Inland, und dieses Mal birgt es sogar eine Erfrischung. Cenoten – die heiligen Quellen der Maya. Mehr als Tausend davon gibt es auf der Halbinsel Yukatan. Entstanden sind diese über- und unterirdischen Süßwasserseen durch Einbrüche im Kalkstein, der das Fundament der Region bildet. Das Wasser ist klar und etwas frischer als das Meer – 25 oder 26 Grad dürften es aber allemal noch sein… Wagemutige durchtauchen die Cenoten, von denen viele unterirdisch miteinander verbunden sind. Wir begnügen uns mit Schnorcheln, beobachten die kleinen Fische bei enormen Sichtweiten und die winzige Schildkröte, die die „Cenote Azul“ bei Akumal durchstreift. Der Fels über dem See bietet sich als Natur-Sprungbrett an; hier mischen sich Touristen, Einheimische und Nachkommen der Maya beim gemeinsamen Bad.

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Shopping ist Nebensache

Bei so vielen Naturerlebnissen spielt das Shopping, spielt die Stadt fast keine Rolle. Ein einziges Mal fahren wir mit dem äußerst praktischen „Colectivo“, dem allgegenwärtigen Sammeltaxi auf Yukatans Straßen, nach Playa del Carmen. Doch der Touristenzauber mit den „Flying Maya“ und den muskelstrotzenden Kraftprotzen am Strand lässt uns kalt. Lediglich die wunderschönen bunten Strandtücher und der leckere Tequila („anejo“, kein Vergleich zu den in hiesigen Supermärkten erhältlichen Varianten) lohnen den Besuch. Zu verlockend ist das Wasser in all seinen Facetten, zu verlockend der Strand, der Dschungel, die Natur, zu verlockend die Hängematte, die einen sanft ins Reich der Träume schaukelt – obwohl… man ist ja schon da – hier in Mexiko. (bb)

Wo die Schildkröte zum Abschied winkt: Abtauchen und Schnorcheln in Marsa Alam

30 Mai

Weg aus der eisigen Kälte des missratenen deutschen Frühjahrs, mitten rein in die Hitze Ägyptens. Unser Ziel, die Coraya Bay, liegt zwar am Meer, doch direkt hinter dem Hotel fängt die Wüste an, mit malerischen Bergen am Horizont. Temperaturen zwischen 30 und 38 Grad erwarten uns, dazu ein lebhafter Wind vom Meer her, der die Hitze erträglich macht.

Nasser Al-Kharafi sei Dank. Hat der 2011 verstorbene Unternehmer aus Kuweit doch dafür gesorgt, dass man ruckzuck von Stuttgart in das südliche Ägypten gelangen kann: Vor rund zwölf Jahren baute die Firma Al-Kharafis zwischen den am Roten Meer gelegenen Orten El-Quesir und Marsa Alam einen Flughafen, der für einen schnelleren Transfer von Touristen in die Region sorgen soll. Über den Airport Marsa Alam geht es stressfrei in den Urlaub. Obwohl jetzt, an Pfingsten, Hochsaison herrscht, laufen die Koffer schon übers Band, als wir im Flughafengebäude ankommen. Der Weg durch den Zoll ist im Handumdrehen durchlaufen, und schon wenige Minuten später sitzen wir in unserem Transfer-Bus.

Eine sensationelle halbe Stunde nach der Landung sitzen wir in der Lobby des Sol y Mar Solaya, das gemeinsam mit vier weiteren Hotels das „Madinat Coraya“ an der gleichnamigen Bucht am traumhaft schönen Roten Meer bildet, und checken bei einem pappig-süßen Cocktail gemütlich ein. Das Sol y Mar Solaya gehört mit gut 200 Zimmern zu den etwas kleineren ägyptischen Hotels – spätestens am zweiten Tag fühlt man sich wie ein Familienmitglied, das von den Angestellten mit dem Vornamen begrüßt wird. Hier ist jeder höflich; der Gast ist König, und eine Heerschar an Mitarbeitern sorgt dafür, dass es an nichts fehlt. Die Zimmer sind geschmackvoll eingerichtet, der Blick auf Pool und Meer perfekt. Die Klimaanlage funktioniert und kann sogar reguliert werden – keine Selbstverständlichkeit in südlichen Hotels! Das Essen ist ausgezeichnet, und wer es gerne schärfer hat, kann sich in der arabischen Ecke und aus den Tontöpfen mit diversen Gewürzen und Ölen bedienen.hotel-zimmer-blick1

Doch wer reist schon wegen des Essens ans Rote Meer? Der wahre Star ist das Wasser selbst. Wer will, kann im kuschelwarmen Poolwasser starten – dank einer Entsalzungsanlage gönnt man sich hier den Luxus eines Süßwasserbades. Früher oder später jedoch erliegt jeder dem Charme und der Faszination der Unterwasserwelt von Marsa Alam. Zwei Wege gibt es, diese in der Coraya Bay zu erkunden. Der erste führt an den Sandstrand, von dem aus man hunderte Meter weit durch seichtes Wasser waten kann, wobei die ersten kleineren Fische einem schon um die Füße flitzen. Wem das zu lange dauert, der lässt sich am weiter draußen gelegenen Steg ins Wasser plumpsen – Taucherbrille, Schnorchel und Flossen sind Pflicht, um die ganze Schönheit des Riffs zu erkunden.

Wer das erste Mal das Rote Meer erschnorchelt, hat das Gefühl, in ein Aquarium zu fallen. Bizarre Korallenformationen ragen meterweit vor dem Besucher auf, dazwischen tummeln sich die verschiedensten Fische – neugierige Papageienfische, Drückerfische, kleine Barrakudas, Blaupunktrochen, Fischschulen und – mit etwas Glück – eine echte Karettschildkröte, die elegant durchs 26 Grad warme Wasser gleitet, um an der Oberfläche Luft zu holen.

Wem es nicht reicht, den Artenreichtum des Roten Meeres via Schnorchel zu erkunden, taucht ganz einfach ab. Das Tauchcenter „Coraya Divers“ liegt zwischen den Hotels und steht unter deutscher Leitung. Täglich werden mehrere Tauchangebote für jeden Kenntnisstand angeboten. Ob Schnupper-, Anfänger- oder Fresh-up-Kurs, ob Hausrifftauchen oder Ausflug mittels Speedboat oder Tauchboot ab Port Ghalib: Hier kommt jeder auf seine Kosten. Die Organisation und der technische Zustand des Leihequipments ist top; lediglich bei den Kosten müssen wir etwas schlucken. Qualität hat halt ihren Preis – auch in Ägypten.

Nach vier Jahren Tauch-Abstinenz bringt uns Tauchguide Valentina aus Italien wieder auf den notwendigen Kenntnisstand, um gefahrlos abtauchen zu können. Bei einem ersten Tauchgang an der südlichen Riffkante entlang entdecken wir entzückt drei junge Napoleonfische, doch auch sonst hat das Hausriff viel zu bieten. Dennoch zieht es uns am übernächsten Tag weg von der Coraya Bay. Mit dem Bus geht es nach Port Ghalib, wo unsere Ausrüstung auf die „Seafun“ geladen wird. Mit dem Schiff geht es ein Viertelstündchen Richtung Süden zum Riff „Umm Elros“. Dort teilen sich Taucher und Schnorchler in verschiedene Gruppen. Dieses Mal haben die Schnorchler mehr Glück: Sie begegnen einer Gruppe großer Schildkröten, die sich beobachten und fotografieren lassen.

Auch ein paar Taucher einer anderen Gruppe haben die Tiere entdeckt, das berichten uns die Schnorchler später. Entgegen der eisernen Regel, dass unter Wasser nichts angefasst werden darf, drehen sie eine der Schildkröten „in Position“, um ein schönes Bild zu erhalten. Es ist immer wieder frustrierend, wenn man erleben muss, mit welcher Respektlosigkeit vor der Natur manche Mitmenschen aus reinem Egoismus das Gleichgewicht der Unterwasserwelt stören! Schade, dass die gutmütigen Tiere nicht mal kurz an den Unbelehrbaren geknabbert haben…

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Beim Dive-Spot „Shura“, der rund 40 Minuten Schiffsfahrt von Port Ghalib entfernt liegt, entdeckt ein Mittaucher eine große Riesenmuräne, die träge in der Riffwand hängt und darauf wartet, dass ihr Futter in Form von kleinen Fischen ins Maul schwimmt. Doch die Freude dauert nur kurz an. Schon wenige Minuten später schwimmt einige Meter unter uns eine fremde Tauchergruppe vorbei. Zwei der Gesellen veranstalten ein fragwürdiges Foto-Spektakel: Taucher 1 kniet sich mit einer zerfledderten Zeitung auf den Sandboden, während Taucher 2 sich mit der Kamera in Position bringt, wobei er rücksichtslos mit einem Knie den Korallenblock unter ihm schrammt. Frei nach dem Motto: Ich war ja schon hier, mir doch egal, was mit dem Riff passiert… Schade, dass man solchen Gesellen nicht an Ort und Stelle die Tauchlizenz entziehen kann!

Da man sich aber nicht den ganzen Tag nur mit Tauchen und Schnorcheln beschäftigen kann, sucht sich der Rote-Meer-Tourist natürlich auch noch andere Beschäftigungen. Zum Beispiel Wasserball spielen im Hotelpool. Weniger gefragt ist Step-Aerobic in der 35 Grad warmen Luft, doch zum Zumba unter freiem Himmel finden sich ein paar Damen, die sich zusätzlich ins Schwitzen bringen wollen (ich gehöre allerdings nicht dazu). Am Strand gibt es Boccia-Felder, auch Tennis könnte man spielen, wenn man wollte. Oder den dem Madinat angegliederten Wasserpark besuchen. Dort warten sechs große Rutschen auf unternehmungslustige Urlauber. Abends gibt es Live-Musik auf der Terrasse, eine Bühnenshow des Animationsteams und gelegentlich Disco für die jüngeren Semester. Ach ja – Fußball gab es auch: Das Champions-League-Finale live im Innenhof des Nachbarhotels, unter freiem Himmel und bei freien Drinks. Dort versammelten sich mehrere hundert Fußballfans und -interessierte, um zu jubeln und zu jammern. Die Jubler waren in der Überzahl – Bayern hat Schulferien.

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Nur rund sieben Kilometer von der Coraya Bay entfernt ist in den vergangenen Jahren eine künstliche Stadt auf dem Wüstenboden gewachsen: Port Ghalib, eine Mischung aus Feriensiedlung und orientalischem Traum, wurde ebenfallls von der „M.A. Kharafi Group“ aus Kuweit aus dem Boden gestampft, ein Projekt, das den Touristenboom in der Region voranbringen soll. Rund 1000 Yachten finden in der großzügigen Marina Platz; der Ort hat sich seit seiner Eröffnung vor acht Jahren zu einem Dreh- und Angelpunkt für Tauchsafaris entwickelt. Am Abend tobt rund um den Hafen das Leben. Hier wird Kaffee getrunken und Shisha geraucht, und eine Straßenfront weiter kann im Basar der Stadt gehandelt werden. Zahlreiche Hotels und Ferienresidenzen laden zum Aufenthalt ein – die Coraya Bay ist uns dennoch lieber als das Prestige-Objekt mit seiner eindrucksvollen Architektur.

Eine Woche Ägypten: Entspannung und Erlebnis pur. Am Tag unserer Abreise gleiten wir noch einmal mit dem Schnorchel am Hausriff entlang. Eine hübsche Karettschildkröte schwebt vor uns aus der Tiefe auf, dreht langsam ab, nur um einige Minuten später plötzlich wieder neben uns zu schwimmen. Eine schönere Verabschiedung kann man sich nicht wünschen. Rund neun Stunden später steigen wir in Stuttgart aus dem Flieger. Das Thermometer zeigt drei Grad, es regnet in Strömen. Für einen kurzen Moment möchten wir umdrehen und zurückfliegen. Unser Flugbegleiter lächelt milde: „Tut mir leid, das war der letzte Flug für heute…“

Hurghada: Wie ein Fisch im Aquarium

28 Feb

2012 – Unsere Ankündigung, in den Herbstferien nach Ägypten reisen zu wollen – genauer gesagt, nach Hurghada – hat im Bekanntenkreis sehr unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Ein Teil erhob die Stimme in sehr mahnendem Tonfall: „Ihr werdet Durchfall bekommen, abgezockt werden und nicht aus der Hotelanlage rauskönnen, weil überall Sicherheitspersonal mit MGs rumsteht. Außerdem sind alle Riffe um Hurghada herum kaputt, da seht Ihr so gut wie nix!“ Letztere Aussage bezog sich auf unseren Wunsch, als Tauchneulinge mal etwas anderes als Karpfen und Hechte im Baggersee zu sehen. Der andere Teil unserer Freunde hingegen sagte: „Hurghada? Super! Glasklares Wasser, Sonnengarantie – wird Euch gefallen!“

Kein Wunder, dass uns gemischte Gefühle auf dem Flug ins nördliche Afrika begleiteten. Während die Sonne am Horizont verschwand, bekamen wir einen Eindruck von der Weite der arabischen Wüste 10.000 Meter unter uns. Heiß. Sonnig. Trocken.

Wer zum ersten Mal nach Ägypten reist, hat zumeist einige Vorbehalte über dieses Land im Gepäck: Heiß ist es da, und die Menschen helfen nur gegen „Bakshish“, das obligatorische Trinkgeld. Alles geht langsamer voran als in Europa, die Hotelzimmer sind nicht so sauber, neben Sonne satt gibt es Durchfallerkrankungen mitgeliefert. Der Flughafen, waren wir gewarnt worden, stehe unter strengsten Sicherheitskontrollen, wäre alt und völlig unzureichend. Abfertigung wäre chaotisch und würde ewig dauern. Pustekuchen. Hurghada Airport wurde in den vergangenen Jahren einer Schönheitskur unterzogen, die Abfertigung erfolgt um einiges schneller als z. B. auf dem Airport London Stansted, und schon nach 20 Minuten stehen wir mit unseren Koffern am Ausgang, wo uns die Reiseleitung in Empfang nimmt.

Freundliche Hände helfen uns, das Gepäck in den Bauch des modernen Busses zu laden. Natürlich gegen Bares – Scheine werden bevorzugt! Der erste 5-Euro-Schein geht dahin und beschert vermutlich einer ägyptischen Familie ein opulentes Abendessen. Die Fahrt zum Hotel im Dämmerlicht wirkt bizarr: Der Stadtteil Sekalla mit der neuen Marina könnte auch in Dubai liegen. Neu geflieste, breite Flaniermeilen, prächtige Hotels, ein neu erbautes Hospital, Palmen… alles vom Feinsten. Nur wenige Kilometer außerhalb wandelt sich das Bild: Die Straßen werden schlechter, die Gehwege schmäler, die Häuser schäbiger. Appartmenthäuser, fast im Rohbauzustand, säumen unseren Weg; auf Betonbalkonen sitzen junge Männer in der lauen Nacht und rauchen Shisha, Wasserpfeife. Zur Rechten tauchen wiederum Hotels in der Dunkelheit auf, dann eine moderne Ladenzeile – und unser Hotel, das „Arabia Azur“. Die Großzügigkeit ägyptischer Touristenunterkünfte beeindruckt. Eine Empfangshalle tut sich vor uns auf mit zahlreichen Sitzmöglichkeiten, einer offenen Galerie und breiten Treppen. Ankunft in 1001 Nacht – nur ohne Scheherezade. Hintern Empfang erwarten uns ernst dreinschauende Männer im Anzug. Das Zimmer, verborgen hinter zahlreichen verwinkelten Gängen, vorbei am Pool, ist ein Traum. Alt, ja, und an ein paar abgeplatzten Fliesen darf man sich nicht stören, jedoch: Wir sind in Afrika, hier gelten andere Maßstäbe. Dafür besticht die Großzügigkeit des Raums, die Farben, der Ausblick von der kleinen Terrasse direkt auf die künstlich angelegte Sandlagune. Hier ist die Klimaanlage kein Luxus, sondern für sonnenentwöhnte Mitteleuropäer fast schon ein notwendiges „must have“.

Das „Arabia Azur“ mag in die Jahre gekommen sein, doch es punktet vor allem mit einem: dem direkten Zugang zum hauseigenen Korallenriff, das über einen langen Damm bequem erreicht werden kann. Über eine Leiter klettert man ins Wasser – Ende Oktober hat dieses noch mollige 27 Grad –, und wer sich mit Taucherbrille, Schnorchel und Flossen bestückt hineinplumpsen lässt, wird direkt in ein gigantisches Aquarium geworfen. Unter den Füßen befinden sich rund zehn Meter klarsten Meerwassers, das den Blick auf den sanft abfallenden Sandboden zulässt; bunte Fische kreuzen den Weg des neugierigen Schnorchlers, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. Mit etwas Glück entdeckt der Unterwassertourist eine Muräne, die sich träge aus den Felsen hängen lässt, oder der kleine Blaupunktrochen flitzt vor einem her durch die zwar leider schon zum Teil zerstörte, aber immer noch faszinierend bunte Korallenwelt. Wer die Magie dieses Unterwasserreiches einmal erlebt hat, ist ihr verfallen.

Wer mehr sehen will, kann mit den Tauchbooten der hauseigenen Dive-Base aufs Meer hinaus fahren. Ob im sanften Drift bei den Giftun-Inseln, an einem der zahlreichen Wracks im Roten Meer oder an einem der zahlreichen Riffe vor der Küste Hurghadas – Steinfische, Rochen und Muränen sind alltägliche Gäste und lassen sich mit stoischer Gelassenheit bestaunen. Der Großfisch allerdings hat die Gegend verlassen – zu viel Trubel für den scheuen Hai. Dafür lassen sich gelegentlich Delphine blicken und schwingen ihre Leiber aus den Fluten.

Wer genug vom salzigen Meer hat, kann den Nachmittag im Schatten eines Liegestuhls am Pool verbringen. Hier ist meist wenig los, denn die Konkurrenz des riesigen Naturaquariums ist doch zu groß. Während einheimische Strandläufer Massageangebote verkaufen wollen und lokale Anbieter Ritte auf dem Banana-Boat anbieten, gibt es im Hotel die Möglichkeit, Ausflüge zu den Pyramiden oder mit dem Quad ins sandige Hinterland zu buchen. Die saftig-grüne und gepflegte Hotelwelt hört auf der anderen Seite der Straße auf; hier beginnt das wahre Ägypten, das abseits des fruchtbaren Nildeltas vor allem ein Gesicht hat: Das der Wüste.

Am Abend beginnt die Stadt zu leben, und im Basar stellen sich die Einheimischen darauf ein, den Touristen allerlei Mitbringsel aufzudrängen, und dies in teilweise in aus westlicher Sicht recht aufdringliche Art und Weise. Handeln ist angesagt. Wer dies nicht tut, wird vom Verkäufer höchstens misstrauisch beäugt, denn das Handeln ist fester Bestandteil der arabischen Kultur. Deshalb erfordert Einkaufen auf die ägyptische Art zumeist ein wenig Vorbereitung. Bevor man sich als Anfänger in den Trubel des großen Basars in Sekalla stürzt, sollte man erst einmal im meist vorhandenen Hotelbasar das Handeln üben. Dabei kann es einem passieren, dass man vom Ladenbesitzer erst einmal Malventee angeboten bekommt – und einen Zug aus der Shisha, der Wasserpfeife obendrauf. Letzteres darf man ablehnen; den Tee anzunehmen ist hingegen ein Gebot der Höflichkeit. Man hat ja Zeit. Was in unseren Breiten als „Erlebniseinkauf“ bezeichnet würde,ist in Ägypten nur Zeichen der arabischen „Entschleunigung“ des Lebens.

An das mystische Ägypten der Pharaonen erinnert in Hurghada nichts; längst arbeiten die Pharaonen wie Nofretete und Tut-Ench-Amun für die Tourismusindustrie, zieren Handtücher, T-Shirts und reihen sich neben Miniaturpyramiden in Holz, Glas und Plastik auf. Das glücksbringende Auge des Horeb gibt es schon für 10 ägyptische Pfund – umgerechnet 1,25 Euro – als Armband. In den Läden spricht man englisch, deutsch und neuerdings auch russisch – viele der Angestellten sind Studenten aus Kairo, die hier eine Zeit lang jobben. Wer den selben Verkäufer aus dem Laden an der Ecke auf einmal ganz woanders wiedersieht, sollte sich nicht wundern: Man kennt sich untereinander, und das Personal geht den Kunden nach, verkauft im Auftrag und auf Kommission.

Lohnende Einkäufe sind vor allem Textilwaren. Ägyptische Baumwolle ist Markenware; in den Geschäften türmen sich Handtücher und Gewänder in aller feinster Qualität. Auch Gewürze sind in Hülle und Fülle vorhanden, und die Shisha aus buntem Glas macht sich gut als Mitbringsel für die Erinnerung an den Urlaub am Roten Meer.

Hotel Arabia Azur, Hurgada

Nützliche Reiseinformationen Ägypten

Reiseinformationen Hurgada

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