Tag Archives: der tägliche wahnsinn

Königin der Straße

17 Mär

2012 – Man könnte mich die Königin der Straße nennen. Seit weiß Gott wie vielen Jahren habe ich keinen Unfall verursacht, obwohl ich viel mit dem Auto unterwegs bin. Okay, zugegeben: Mit 18, kurz nach dem Führerschein, hat’s zweimal gerumpelt. Rückwärts einparken lag mir damals halt nicht sonderlich (hat sich bis heute nicht geändert), und das zweite Mal musste ich dummerweise im Stop-and-Go niesen, was der Stoßstange meines Vordermanns nicht gut tat, denn das dem „HA“ folgende „TSCHIII“ lief konform mit einem Tritt aufs Gaspedal. Zum Glück war das noch mit dem Auto meiner Eltern, und da diese anschließend merkwürdigerweise ihre Karre gar nicht mehr so gern in Töchterchens Hand gaben, schaffte ich mir ein eigenes Vehikel an. Einen schönen, alten, eierdottergelben Ascona mit Sportschaltung und antiquiertem Soundsystem.

Ab da war es vorbei mit den blöden Blechschäden. Schon toll, oder? Von wegen „Frauen können nicht Autofahren“ und derlei dumme Sprüche. Doch meine sorgsam aufgebaute Fassade der perfekten Fahrerin bekommt Risse. Seit mein Sohn selbst unter die Führerschein-Bewerber gegangen ist, wird Theorie gepaukt. „Mama, hat die Straßenbahn generell Vorfahrt?“ Ööööh… wie war das doch gleich? „Wenn ich aus dem Schrittgeschwindigkeitsbereich rausfahre, gilt dann auch rechts vor links?“ Hmmm… ich würde sicherheitshalber doch lieber warten. Trotzdem: Das sind Einzelfälle, Fallstricke, doch immerhin hab ich meine Theorieprüfung anno Tobak mit null Fehlerpunkten geschafft! Nun hat der Junge keine Ankreuz-Übungsbögen mehr und auch kein Buch, aus dem er lernt. Nein, im Jahr 2012 bekommt die Generation 16 plus ein Smartphone-artiges Lernprogramm aufs Auge gedrückt, auf dem sie mit einem Plastikstäbchen rumdrücken dürfen.

Ich mach’s kurz. Ich wollte es wissen: Schaffe ich die Theorieprüfung immer noch fehlerfrei? Großzügig überlässt mir der Spross seinen Theorie-Trainer und stellt ihn auf „Probeprüfung“. Es ist wie bei „Wer wird Millionär“: Es kommen einfach die falschen Fragen. Der elektronische Prüfer rechnet, und ich überlege, ob ich wohl bestanden habe.

„Sie haben 18 Fehlerpunkte.“ Doof gelaufen. Mein Sohn lacht. Und ich fürchte, demnächst werde ich auf den Beifahrersitz verwiesen. Zumindest, bis der Sohn zum ersten Mal rückwärts einparken will…

Wenn der Schnecken-Checker mit dem Fahrrad auf Beutefang geht

14 Mär

Heute schon geärgert? Nein, noch nicht? Na, ein guter Anlass wären sicherlich die Spritpreise. Die sind immer zum Ärgern gut. Jeden Morgen fahre ich an der Tankstelle am Kreisverkehr vorbei, dann wieder in der Mittagspause, auf dem Weg zurück zur Arbeit und am Abend wieder heimwärts.

7 Uhr: Preis für 1 Liter Super = 160,9

Verflixt, warum ist da der Neuner hinten dran? Wem taugt der eigentlich? Könnten die nicht gleich 161 schreiben??? Naja, vielleicht geht der Preis ja noch runter…

13 Uhr: Preis für 1 Liter Super = 163,9

Mist, jetzt hätt ich Zeit, aber DAS ist mir zu teuer!!!

14.30 Uhr: Preis für 1 Liter Super = 161,9

Warum, zum Geier, stauen sich die Autos jetzt bis in den Kreisverkehr rein??? Haben die alle den Tank leer? Sooo günstig ist das doch nicht. Die sollten lieber morgens um 7 Uhr kommen…

18 Uhr: Preis für 1 Liter Super = 165,9

Klaro. Feierabendzeit ist Hauptsaison. Herzlichen Dank! Zum Glück reicht mein Sprit noch.

Früher hatte das stetige Auf und Ab an der Zapfsäule wenigstens noch einen gesundheitlichen Effekt, denn zum Umstellen der Preise musste der Tankstellenverkäufer ne Leiter holen, zur Anzeige raufklettern und manuell umstellen. Das brachte wenigstens drei Minuten an der frischen Luft und Cellulite vernichtende Bewegung. Naja, und ab und zu ein gebrochenes Bein, wenn einer runterflog. Heute drückt der Tankwart aufs Knöpfchen an der Kasse, und schwupps: Der Kunde darf sich (meistens) ärgern.

Apropos ärgern: Das tun die meisten, wenn sie dieser Tage tanken gehen. Typisch Deutsch, übrigens. Im restlichen Europa nimmt man die Spritpreise eher mit Schulterzucken hin. Aber wir, wir echauffieren uns erstmal kräftig und verlangen eine Erhöhung der Kilometerpauschale. Naja, ich täte die ja auch sofort nehmen. Schon übel, die Sache mit den Preisen. Mein nächstes Auto sollte daher höchstens noch drei oder vier Liter schlucken. Was manchen Weizenbier-Fans übrigens auch zu empfehlen wäre. Als Großfamilie mit Riesenvan ist man natürlich aufgeschmissen. Da geht das Kindergeld dann für die Servicetouren zum Fußballturnier und zum Kieferorthopäden drauf. Kein Wunder, dass die Deutschen sich entschlossen haben, langsam auszusterben! Aber DAS findet man noch in keiner statistischen Erhebung: Den Zusammenhang zwischen Spritpreisen und Geburtenrate.

Letztendlich sind sich aber bis auf die Ultra-Ökos alle einig: Der Sprit ist zu teuer, und sowieso im Land der Autoliebhaber schlechthin. Ich meine: Was ist ein Mensch schon ohne Auto? Noch dazu, wenn es sich um ein männliches Exemplar handelt? Der Aufreißer und Mega-Checker, der auf dem Fahrrad die Straße entlangrollt, den Ghetto-Blaster auf den Gepäckträger geschnallt, statt in der Angeber-Karre mit Breitreifen und Heckspoiler langsam am Bordstein entlang zum Schnecken-Checken vorbeizuheizen? Lächerliche Vorstellung, oder? Ganz zu schweigen von der Armada berufstätiger Singles und Familienmenschen, für die der Weg zum ach so schönen Supermarkt auf der grünen Wiese mit einem Mal schier unerreichbar wird! Man stelle sich vor: Zu Fuß und mit dem Einkaufskorb bewaffnet wie einst Oma Erna auf dem Lande, wollen diese nicht mehr motorisierten Horden nun umme Ecke im Tante-Emma-Laden einkaufen, nur um festzustellen, dass Tantchen schon vor 20 Jahren mangels Kundschaft schließen musste…

Aber keine Sorge: Noch ist es nicht soweit! Denn solange die Leute am Sonntagmorgen noch die 300 Meter zum Bäcker mit dem Auto fahren, können sie sich den Sprit auch noch leisten. Also ist die ganze Meckerei umsonst… bedenklich wird es erst, wenn wir für Strecken unter zwei Kilometer wieder das Fahrrad ausmotten oder anfangen, Busfahrpläne zu studieren. Bis dahin: Alles im grünen Bereich.

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