2012 – Man könnte mich die Königin der Straße nennen. Seit weiß Gott wie vielen Jahren habe ich keinen Unfall verursacht, obwohl ich viel mit dem Auto unterwegs bin. Okay, zugegeben: Mit 18, kurz nach dem Führerschein, hat’s zweimal gerumpelt. Rückwärts einparken lag mir damals halt nicht sonderlich (hat sich bis heute nicht geändert), und das zweite Mal musste ich dummerweise im Stop-and-Go niesen, was der Stoßstange meines Vordermanns nicht gut tat, denn das dem „HA“ folgende „TSCHIII“ lief konform mit einem Tritt aufs Gaspedal. Zum Glück war das noch mit dem Auto meiner Eltern, und da diese anschließend merkwürdigerweise ihre Karre gar nicht mehr so gern in Töchterchens Hand gaben, schaffte ich mir ein eigenes Vehikel an. Einen schönen, alten, eierdottergelben Ascona mit Sportschaltung und antiquiertem Soundsystem.
Ab da war es vorbei mit den blöden Blechschäden. Schon toll, oder? Von wegen „Frauen können nicht Autofahren“ und derlei dumme Sprüche. Doch meine sorgsam aufgebaute Fassade der perfekten Fahrerin bekommt Risse. Seit mein Sohn selbst unter die Führerschein-Bewerber gegangen ist, wird Theorie gepaukt. „Mama, hat die Straßenbahn generell Vorfahrt?“ Ööööh… wie war das doch gleich? „Wenn ich aus dem Schrittgeschwindigkeitsbereich rausfahre, gilt dann auch rechts vor links?“ Hmmm… ich würde sicherheitshalber doch lieber warten. Trotzdem: Das sind Einzelfälle, Fallstricke, doch immerhin hab ich meine Theorieprüfung anno Tobak mit null Fehlerpunkten geschafft! Nun hat der Junge keine Ankreuz-Übungsbögen mehr und auch kein Buch, aus dem er lernt. Nein, im Jahr 2012 bekommt die Generation 16 plus ein Smartphone-artiges Lernprogramm aufs Auge gedrückt, auf dem sie mit einem Plastikstäbchen rumdrücken dürfen.
Ich mach’s kurz. Ich wollte es wissen: Schaffe ich die Theorieprüfung immer noch fehlerfrei? Großzügig überlässt mir der Spross seinen Theorie-Trainer und stellt ihn auf „Probeprüfung“. Es ist wie bei „Wer wird Millionär“: Es kommen einfach die falschen Fragen. Der elektronische Prüfer rechnet, und ich überlege, ob ich wohl bestanden habe.
„Sie haben 18 Fehlerpunkte.“ Doof gelaufen. Mein Sohn lacht. Und ich fürchte, demnächst werde ich auf den Beifahrersitz verwiesen. Zumindest, bis der Sohn zum ersten Mal rückwärts einparken will…