Archiv | März, 2012

Wenn der Schnecken-Checker mit dem Fahrrad auf Beutefang geht

14 Mär

Heute schon geärgert? Nein, noch nicht? Na, ein guter Anlass wären sicherlich die Spritpreise. Die sind immer zum Ärgern gut. Jeden Morgen fahre ich an der Tankstelle am Kreisverkehr vorbei, dann wieder in der Mittagspause, auf dem Weg zurück zur Arbeit und am Abend wieder heimwärts.

7 Uhr: Preis für 1 Liter Super = 160,9

Verflixt, warum ist da der Neuner hinten dran? Wem taugt der eigentlich? Könnten die nicht gleich 161 schreiben??? Naja, vielleicht geht der Preis ja noch runter…

13 Uhr: Preis für 1 Liter Super = 163,9

Mist, jetzt hätt ich Zeit, aber DAS ist mir zu teuer!!!

14.30 Uhr: Preis für 1 Liter Super = 161,9

Warum, zum Geier, stauen sich die Autos jetzt bis in den Kreisverkehr rein??? Haben die alle den Tank leer? Sooo günstig ist das doch nicht. Die sollten lieber morgens um 7 Uhr kommen…

18 Uhr: Preis für 1 Liter Super = 165,9

Klaro. Feierabendzeit ist Hauptsaison. Herzlichen Dank! Zum Glück reicht mein Sprit noch.

Früher hatte das stetige Auf und Ab an der Zapfsäule wenigstens noch einen gesundheitlichen Effekt, denn zum Umstellen der Preise musste der Tankstellenverkäufer ne Leiter holen, zur Anzeige raufklettern und manuell umstellen. Das brachte wenigstens drei Minuten an der frischen Luft und Cellulite vernichtende Bewegung. Naja, und ab und zu ein gebrochenes Bein, wenn einer runterflog. Heute drückt der Tankwart aufs Knöpfchen an der Kasse, und schwupps: Der Kunde darf sich (meistens) ärgern.

Apropos ärgern: Das tun die meisten, wenn sie dieser Tage tanken gehen. Typisch Deutsch, übrigens. Im restlichen Europa nimmt man die Spritpreise eher mit Schulterzucken hin. Aber wir, wir echauffieren uns erstmal kräftig und verlangen eine Erhöhung der Kilometerpauschale. Naja, ich täte die ja auch sofort nehmen. Schon übel, die Sache mit den Preisen. Mein nächstes Auto sollte daher höchstens noch drei oder vier Liter schlucken. Was manchen Weizenbier-Fans übrigens auch zu empfehlen wäre. Als Großfamilie mit Riesenvan ist man natürlich aufgeschmissen. Da geht das Kindergeld dann für die Servicetouren zum Fußballturnier und zum Kieferorthopäden drauf. Kein Wunder, dass die Deutschen sich entschlossen haben, langsam auszusterben! Aber DAS findet man noch in keiner statistischen Erhebung: Den Zusammenhang zwischen Spritpreisen und Geburtenrate.

Letztendlich sind sich aber bis auf die Ultra-Ökos alle einig: Der Sprit ist zu teuer, und sowieso im Land der Autoliebhaber schlechthin. Ich meine: Was ist ein Mensch schon ohne Auto? Noch dazu, wenn es sich um ein männliches Exemplar handelt? Der Aufreißer und Mega-Checker, der auf dem Fahrrad die Straße entlangrollt, den Ghetto-Blaster auf den Gepäckträger geschnallt, statt in der Angeber-Karre mit Breitreifen und Heckspoiler langsam am Bordstein entlang zum Schnecken-Checken vorbeizuheizen? Lächerliche Vorstellung, oder? Ganz zu schweigen von der Armada berufstätiger Singles und Familienmenschen, für die der Weg zum ach so schönen Supermarkt auf der grünen Wiese mit einem Mal schier unerreichbar wird! Man stelle sich vor: Zu Fuß und mit dem Einkaufskorb bewaffnet wie einst Oma Erna auf dem Lande, wollen diese nicht mehr motorisierten Horden nun umme Ecke im Tante-Emma-Laden einkaufen, nur um festzustellen, dass Tantchen schon vor 20 Jahren mangels Kundschaft schließen musste…

Aber keine Sorge: Noch ist es nicht soweit! Denn solange die Leute am Sonntagmorgen noch die 300 Meter zum Bäcker mit dem Auto fahren, können sie sich den Sprit auch noch leisten. Also ist die ganze Meckerei umsonst… bedenklich wird es erst, wenn wir für Strecken unter zwei Kilometer wieder das Fahrrad ausmotten oder anfangen, Busfahrpläne zu studieren. Bis dahin: Alles im grünen Bereich.

Daniel Wirtz: Zwischen Soundrebell und Songpoet

11 Mär

Manche Songs lassen uns aufhören. Nicht, weil sie sofort ins Ohr gehen und sich gefällig dort festkuscheln, weil wir sie ohne Nachdenken mitsummen können und sie uns in ein musikalisches Nirvana des Wohlgefühls versetzen, sondern weil sie eine Botschaft haben. Eine Botschaft, die wir manchmal selbst nicht auf Anhieb verstehen, sondern uns Stück für Stück erarbeiten müssen. Wenn das geschieht, entdecken wir eine neue Welt, eine unbekannte Insel im Alltag des Daseins.

In diesem Fall heißt die Insel im Ozean der Weltmusik Daniel Wirtz. Der ehemalige Sub7even-Sänger singt seit Beginn seiner Solo-Karriere Deutsch, hat vor einigen Monaten sein drittes Album „Akustik Voodoo“ auf den Markt geworfen und fasziniert mit seiner Ausdrucksweise, die teils rau und schonungslos klingt, aber dabei immer ins Zentrum des Menschens führt und damit auf ungeheuer wuchtige Art und Weise berührt.

Wirtz scheint ein Widerspruch in sich selbst zu sein; eine der letzten verbliebenen Bastionen von Musikern, die Musik machen, um zu überleben – nicht im kommerziellen Sinne, sondern weil es ihnen ein inneres Bedürfnis ist, ihre Seele zu entleeren, sich den Ballast von der Seele zu werfen, ohne dass es jemals auch nur annähernd anbiedernd oder kitschig wirkt. Dafür sorgen schon die harten Riffs exzellent gespielter Gitarren und ein Sound, der den unruhigen Pulsschlag des Herzens nachzuvollziehen scheint, die Getriebenheit eines Menschen, der immer weiter seinen Weg geradeaus geht, ohne ein echtes Ziel zu haben außer dem, authentisch zu bleiben und seine musikalische Message unters Volk zu bringen.

Was auf CD (11 Zeugen, Erdling und oben schon genannte Akustik Voodoo) schon äußerst intensiv klingt, kommt live mit doppelter Wucht beim Zuhörer an. Wirtz redet nicht viel auf der Bühne, sondern geht ganz in seiner Musik auf. Ein Selbstverständnis, dass die Band, die mit ihm auf der Bühne steht, aus demselben Holz geschnitzt ist.

Die Songs von Daniel Wirtz handeln von Drogensucht, Enttäuschung, dem Kampf mit den eigenen inneren Dämonen, der Suche nach Liebe, Geborgenheit und echter Freundschaft. Richtig warm ums Herz wird einem dabei nicht, doch wer sich mit sich selbst auseinandersetzen kann und will, wer sich in den Lyrics wiederfindet und auf melodischen Rock meilenweit abseits radiotauglicher Mainstream-Plärre steht, sollte auf der Hut sein: Es besteht Suchtpotential.

Wirtz live:

Montag, 12. März 2012: Oldenburg, Kulturtage
Dienstag, 13. März 2012: Lübeck, Riders
Donnerstag, 15. März 2012: Dresden, Beatpol
Freitag, 16. März 2012: Glauchau, Alte Spinnerei
Samstag, 17. März 2012: Magdeburg, Feuerwache

Balderschwang: Einfach mal die Seele baumeln lassen

11 Mär

Es gibt Tage, an denen einfach alles schiefläuft. An denen im Büro die Hölle losbricht, das Telefon ununterbrochen klingelt, die Kinder nerven und das Auto nicht anspringt. Das Wetter ist trüb, die Stimmung auch. Am liebsten würde man flüchten…

Warum eigentlich nicht? Eine kurze Auszeit vom Alltag kann manchmal Wunder bewirken. Wer im Süden wohnt, hat es oft nicht weit in die Berge. Also nix wie los und Koffer packen – das Wellness-Paradies liegt quasi um die Ecke und lädt zu einer kleinen Auszeit ein.

Wie wäre es zum Beispiel mit Balderschwang? Die an der Grenze zu Österreich liegende Ortschaft trägt den Titel, mit 1044 Meter ü.N. die am höchsten gelegene Ortschaft Deutschlands zu sein. Es gibt zwei Möglichkeiten, Balderschwang anzufahren. Entweder man kurvt von der deutschen Seite aus über prachtvoll geschwungene, teils enge Serpentinen in die Höhe, oder man reist über Hittisau in Österreich an. Der Ort am Fuß des Riedberghorns liegt idyllisch, ruhig und ist nichts für Party-Touristen.

Im Balance-Resort „Ifenblick“ im Ortsteil Gschwend zum Beispiel versteht man unter „Animation“ geführte Wandertouren oder Yoga. Aufdringliche Animateure mit Rundum-Beschäftigungsdrang sucht man glücklicherweise vergebens. Wer einfach nur ausspannen und relaxen will, ist hier genauso richtig wie Wanderwütige, denn direkt vor dem Haus verläuft ein Wanderweg, der sowohl für nette Spaziergänge taugt als auch als Einstieg in anspruchsvolle Touren. Zwischen Kühen mit der obligatorischen Glocke um den Hals, den Bergen auf der einen und dem breiten, saftigen Tal auf der anderen Seite, führt der Weg durch würzige Bergluft durch den Tobel bis zur Ortsmitte von Balderschwang, doch auch dort kommt kein Großstadt-Hektik-Feeling auf. Statt Plastikramsch kann man auf den umliegenden Bauernhöfen selbst gemachten Bergkäse kaufen und gerauchte Wurst.

Der Wechsel der Jahreszeiten verläuft in dem langgestreckten Bergdorf oftmals schnell und extrem: Am einen Tag scheint die Sonne, am nächsten fällt schon Schnee. Während im Tal während des Herbstes zähe Nebelschwaden die Stimmung drücken, können Stressgeplagte zwischen Bergen, Wäldern und Wiesen aufatmen und selbst im Spätherbst noch wärmende Strahlen nützen – im Umkehrschluss kann einen aber auch schon Anfang Oktober die weiße Pracht erwischen.

Im Winter überlässt man den Ort und das Hotel also lieber getrost den Skifahrern. Zwischen Mai und Oktober jedoch eignet sich das „Ifenblick“ in Balderschwang ideal für die kleine Auszeit zwischendurch. Und das ist nicht zuletzt der Philosophie der Besitzerfamilie Meyer zu verdanken.

Im Hotel verwöhnt der Küchenchef die Gäste im neu umgebauten Speisesaal mit regionalen Spezialitäten vom Büffet, und wer sich etwas besonders Gutes tun möchte, kann sich nach dem „Metabolic Balance“-Prinzip beköstigen lassen. Im Wellness-Bereich des Hotels sorgen ein neuer Saunabereich mit großem Ruheraum und ein großes, wenn auch schnörkelloses Hallenbad für den zusätzlichen Abbau von Stress. Wem das nicht genug ist, der kann bei Massage und speziellen Bädern entspannen. Die Zimmer sind meist großzügig und nach Süden ausgerichtet, mit Balkon und Blick übers Tal. „Selfness“ lautet das Zauberwort für die Besucher: Wer an einer geführten Wanderung teilnehmen möchte, kann dies tun. Wer Yoga in der Gruppe üben will, für den gilt das Gleiche. Wer einfach nur für sich sein will, hat ebenfalls die Möglichkeit dazu. Das Personal des Ifenblicks steht zur Verfügung, drängt sich aber nicht auf. So findet man Zeit, um ausgiebig in einem der Bücher aus der offen zugänglichen Hotelbibliothek zu schmökern – im Wellness-Bereich, auf der Sonnenterrasse oder im großzügigen Wintergarten. Oder eine Runde zu schwimmen, während andere durch die Bergwelt marschieren. Einen Abstecher nach Österreich „um die Ecke“ zu unternehmen oder glücklichen Kühen auf der Weide zuzuschauen.

Und schon nach zwei Tagen fühlt man sich entschleunigt und erfrischt.

Hier geht’s zum Balance-Resort Ifenblick

Musik-Tipp: Max Buskohl „NO MORE BAD DAYS“

6 Mär

Max Buskohl? Ja, genau der, der bei DSDS damals vorzeitig ausgestiegen ist. Knapp zwei Jahre nach der Auflösung seiner Indie-Band Empty Trash erscheint am 16. März seine erste Single „No More Bad Days“.

Wir finden, das klingt sehr gut und vielversprechend. Genauso wie der Song „I think you’re wrong“, den es auf seiner Facebook-Seite als Free Download gibt. Und im Mai soll dann das Album „Sidewalk Conversation“ folgen.
Man darf gespannt sein.

Aus dem Pressetext von Universal Music„Endlich kann ich heute richtig machen, was ich damals falsch gemacht habe“, kommentiert Max Buskohl lächelnd sein Solodebüt „Sidewalk Conversation“. Ein Album, auf dem sich der mittlerweile 23-jährige Berliner erstmals von einer weitgehend unbekannten Seite zeigt: Als zum charismatischen Poprock-Frontmann gereifter Vollblutkünstler, der mit dem einstigen „Deutschland sucht den Superstar“-Aussteiger kaum mehr etwas gemein hat. „Das hier bin ich. Und nur ich!“ 

Max über „No More Bad Days“: „Ein unfassbar großartiger Song, reine Energie! Es geht darum, Angst zu haben, alles falsch zu machen. Die Angst, es zu machen wie deine Eltern, oder Angst nicht genug getan zu haben. Generell alles macht einem Angst und es gilt, dies zu überwinden.“

Akustik Salon: Die Vier von Acht mit leiseren Tönen

4 Mär

Beim Akustik Salon im Bachbett in München sind am vergangenen Freitag die Berliner Indiepopband „Do I smell Cupcakes?“ als Vorband sowie die Münchner Rockband ACHT mit Leadsänger Gil Ofarim und die Kapelle Weyerer aufgetreten.  Drei unterschiedliche Philosophien und Musikrichtungen vereint in akustischen Arrangements.

Das Bachbett selbst ist eine urige Keller-Location mit Flair im trendigen Münchner Glockenbachviertel. Seit gut einem Jahr setzt man hier schwerpunktmäßig auf Musik unterschiedlicher Genres, aber auch Theater und Lesungen stehen im abwechslungsreichen Programm. Im kleinen, intimen Rahmen mit ca. 100 Gästen verspricht der Akustik Salon einen intensiven Musikabend.

Wir waren besonders gespannt auf das Akustik-Set der Münchner Band ACHT. Normalerweise ist bei Konzerten mit dem Opener „Stell dir vor“ vom gleichnamigen Erstlingsalbum sofort klar, was vom Abend zu erwarten ist, nämlich Rock’n’Roll vom Feinsten mit deutschen Texten. Doch die Vier von ACHT überzeugen das Publikum mit ihren Songs auch in der etwas leiseren, akustischen Variante. Aufgereiht wie auf einer Showtreppe verteilen sich die Vier auf der stimmungsvoll beleuchteten Bühne. Stimmungsvoll und mitreißend stehen die Gitarren und die einfühlsam-raue Stimme von Sänger Gil im Vordergrund. Geboten werden eine gute Stunde lang bekannte Songs vom ersten Album, aber es gibt auch einen Vorgeschmack auf das zweite Album der Band, an dem laut Auskunft von Gil intensiv gearbeitet wird. Eine Veröffentlichung wird noch in diesem Jahr angestrebt. „Neuzeitstürmer“ wurde bei vergangenen Konzerten zwar schon gespielt, wurde aber für den Akustik Salon ganz neu arrangiert. Sehr eingängig auch die neuen „Unsichtbaren Bilder“ und als großartiger Höhepunkt die Nummer „Seid ihr dabei“ – das Publikum war dabei und rockte bereitwillig mit. (ima)

Video „Seid ihr dabei“

Ein paar Fotos:

Wer sich über die Location und die Bands informieren möchte:
Bachbett München,  ACHT, Kapelle Weyerer, Do I smell Cupcaces?

Weitere, sehr schöne Konzertfotos gibt es übrigens bei
eventphotos-and-more.de